3 Hinweise um gute Lactase Tabletten zu erkennen

Martin Lipsdorf stellt seit 2011 Laktasepräparate von Hand in Leipzig her und teilt seine Erfahrungen auf diesem Blog mit Menschen, die keine Milch vertragen.

Zusammengefasst:

Wenn Sie auf der Suche nach Lactase Tabletten sind, helfen Ihnen die folgenden Hinweise:

  • Löslichkeit: Lactase Tabletten müssen sich rasch lösen, um wirksam zu werden. Kautabletten ermöglichen eine schnelle Löslichkeit. Kapseln sollten Sie öffnen. Wenn Sie die Tabletten schlucken wollen, nutzen Sie Tabletten mit Zusätzen für eine schnelle Wirkung („Sprengmittel“)
  • Konzentration: 5000-10000 FCC sind für die meisten Betroffenen ausreichend.
  • Zusätze: Synthetische Zusätze sind oft unnötig. Unsere Millis enthalten nur natürliche Zutaten. Die Zusätze sind jedoch ungiftig. In Tabletten sind Sprengmittel sinnvoll. Sie verbessern die Wirkung,

Empfehlung

Für die meisten Betroffenen ist ein Präparat mit 5000 FCC ausreichend. Wenn Sie sich unsicher sind, welche Konzentration für Sie geeignet ist, können Sie mit 1000 FCC beginnen und die Dosierung langsam absenken. Beachten Sie dazu die nachfolgenden Tipps:

Tipps

  • Zerkauen Sie Tabletten, um die Löslichkeit zu verbessern.
  • Nehmen Sie Lactase-Tabletten mit der Mahlzeit direkt ein.
  • Trinken Sie Wasser oder essen Sie etwas, um die Magensäure im Magen zu verdünnen.

Im Detail:

Lactase ist das Gewürz für Laktoseintolerante – eine Prise Lactasepulver landete bei uns bei der Laktasekampagne lange Zeit kurz vor dem Essen auf jeder Milchspeise. Und um in der Analogie zu bleiben, nutzen Menschen Gewürze wie Thymian, Fenchel, Majoran oder Ingwer und Kreuzkümmel seit Jahrhunderten, um eigentlich nicht so gut Verdaubares genießen zu können.

Essen zubereiten hieß lange auch: Essen zuerst einmal genießbar und verträglich machen. Kaum anders gehen wir heute vor, wenn wir Enzyme dann nehmen, wenn uns trotz Laktoseintoleranz (Lactasemangel) einfach die Lust auf Milch packt. Oder auch dann, wenn uns eigentlich wirklich nicht nach Milch ist, wir uns aber unsicher sind, ob der Kellner, Pizzabote oder die Familie auch wirklich verstanden hat, dass wir mit Milchzucker auf Kriegsfuß stehen.

In solchen Situationen rettet Lactase nicht nur die Stimmung, sondern auch den restlichen Tag, der sonst ein langes Ende im Badezimmer bei angeschaltetem, laut aufgedrehtem Radio nimmt.


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Die Suche nach dem passenden Präparat war bis vor ein paar Jahren ziemlich einfach. Nicht immer im positiven Sinne einfach, aber die Auswahl war doch deutlich überschaubarer.

Es gab im Wesentlichen alt eingesessene, hochwertige Hersteller, die ihre Präparate als Tabletten oder Kapseln angeboten haben.

Dann gab es günstige Präparate in den Drogeriemärkten, die jedoch leider oft ziemlich kalkig geschmeckt haben. Und es gab uns, die wir damals das Enzym nur als Pulver versendet haben, weil die Apothekenpreise uns zu hoch waren.

Die Stärke des Enzyms in FCC  unterschieden sich zwar, aber sie schwankten meist zwischen 1000 – 5000 FCC, wobei 5000 damals schon als hoch galt. Und das Enzym war deutlich teurer, da es noch kaum Konkurrenz aus Übersee gab, die auch Lactase produzieren konnte – und andere Hersteller die Preise hochhalten konnten (noch heute zahlen wir im Einkauf deutlich mehr in Europa, bekommen aber eine bessere Qualität).

Wenn Sie also bis vor 5 – 7 Jahren noch Tabletten kaufen wollten, fiel die Auswahl deutlich leichter – auch wenn das Angebot nicht immer wirklich gut war.

Heute werden wir Laktoseintolerante dagegen überschüttet mit Präparaten

Die großen Discounterketten haben Präparate produziert, die großen Drogerieketten haben Eigenmarken, günstige Marken, altbekannte Präparate, komplett neue Präparate und im Internet finden Sie noch mehr Auswahl aus dem Ausland. Nahezu alle großen Lohnproduzenten, bei denen die großen Firmen Tabletten in Auftrag geben (nur wenige stellen wirklich selbst her), bieten Lactase in jeder Rezeptur. Dass auch der Rohstoff mittlerweile in China und Indien produziert wird, dürfte zusätzlich zur Verbreitung beigetragen haben.

Wie also finden Sie sich bei so viel Auswahl im Dschungel der Lactase-Präparate zurecht? Dieser Artikel versucht Ihnen dazu Heuristiken an die Hand zu geben.

Es gibt im Wesentlichen 5 Dinge, die Sie bei der Auswahl Ihrer Lactase beachten sollten, damit Sie nicht am Ende unglücklich mit Ihrer Wahl sind & wie viele Besteller erst zig verschiedene Tabletten horten, bis Sie „das Eine“ gefunden haben.

1. Lactase muss sich lösen können

Alle Hersteller in Deutschland verwenden Lactase, die im angesäuerten Magen während der Verdauung wirkt. Der Speisebrei nimmt einen Teil der Magensäure auf („neutralisiert oder puffert“ sie) und hebt den sogenannten ph-Wert – ein Maß dafür, wie sauer der Magen ist.

Trinken Sie dann Milch oder essen Speisen mit Milchzucker, dann schaffen Sie durch die Verdünnung der Säure im Magen die Bedingung dafür, dass Lactase wirken kann. Das Wirkfenster ist allerdings relativ breit, zwischen 15 Minuten bis 1.5 Stunden je nach Speise und individuellen Faktoren wie der Magenbewegung.

Deshalb muss Lactase in der richtigen Dosierung zum Essen genommen werden (nur dann stimmen die Bedingungen), aber auch rasch genug wirksam werden (nur dann geht es … nun … gut mit der Milch).

Das Enzym braucht Zeit zum Arbeiten und jede Minute ist wertvoll

Um wirksam zu werden, muss Lactase also zunächst freigesetzt werden. Das bedeutet, dass Ihre Tablette erst zerfallen und sich auflösen muss. Bei Tabletten schwankt die Löslichkeit stark, zwischen 5 – 20 Minuten je nach Rezeptur.

Es ist deshalb gut, wenn Sie Tabletten zerkauen und mit Wasser nachspülen, um zu verhindern, dass zu viel an den Zähnen hängen bleibt. Wenn Sie weder Kapseln öffnen noch Tabletten zerkauen wollen, sollten Sie unbedingt ein großes Glas Wasser dazu trinken um die Präparate 5–10 min früher einnehmen zu können. Daran müssen Sie allerdings auch denken und es zur Hand haben. Bei der Entscheidung für ein Präparat sollten Sie sich also bewusst sein, dass rasch lösliche Tabletten die Lactase im Magen rascher frei werden lassen und Sie besser vor Milchzucker schützen können.

Erfahren Sie hier mehr über unsere Arbeit und unsere Mittel.

2. Die Konzentration

Heute bekommen Sie in den Regalen und Onlineshops nahezu alles, von 1000 FCC bis 20 000 FCC. Mit unserem Pulver dosieren einige Besteller sogar noch höher. Welche Stärke ist also für Sie geeignet?

Im Labor spalten 1000 FCC 5g Laktose. Um dem Magen und der Unsicherheit Rechnung zu tragen, wie viel Laktose im Essen ist (vielleicht doch mal 7–8 Gramm?), wurde  diese Menge mit 5000 FCC heute verfünffacht und in Atemgasstudien der Effekt der Dosierung  in Abhängigkeit zum Laktosegehalt bestimmt. Das ist sehr sicher untersucht, mehr braucht die Mehrzahl der Betroffenen nicht pro Mahlzeit. Sie sollten sich stets vor Augen führen: 5000 FCC wurden in den Studien auf 12 und 25 Gramm Milchzucker gegeben, eine stolze Menge. Das entspricht 250g – 500g Milch.

Auch die EFSA – die europäische Lebensmittelaufsicht – empfiehlt 4500 FCC ebenfalls pro laktosehaltiger Mahlzeit als Unterstützung bei größeren Milchmahlzeiten. 5000-10000 FCC sollten für die meisten größeren Speisen selbst bei sehr sensitiven Betroffenen reichen. Wenn Sie also eine Lactase-Tablette kaufen wollen, geben Sie einer sinnvollen Dosierung wie z. B. 3500–5000 FCC den Vorrang vor dem manchmal schreienden Label „hoch dosiert“. Lactase schadet zwar in großer Menge nicht, doch es ist sehr wahrscheinlich, dass Sie keine hoch dosierten Lactase-Tabletten benötigen – und entsprechend zu viel Geld dafür ausgeben würden.

3. Die Zusätze

Zuletzt die ungeliebten Begleiter in Lactase-Tabletten und Lactase-Kapseln. Vielleicht gehören Sie zu denen, die sensibel auf synthetische Stoffe reagieren oder aber (wie ich) zu denen, die Lactase täglich einnehmen. Dann lohnt sich ein Blick auf die Inhaltsstoffliste, um zu sehen, was dort so alles neben dem Lactaseenzym herumlungert.

Die wesentlichen Zusätze in Tabletten sind Sprengmittel, Presshilfen und Fließmittel.

Fließmittel wie Magnesiumstearate (gern hübscher bezeichnet als „Magnesiumsalz von Speisefettsäuren“) oder auch Silikate sind notwendig, damit die Pulvermischung bei der Herstellung von Tabletten gut in die Matrize rutscht. Die Matrize füllt sich mit Pulver, der sogenannte Stempel drück es zusammen – und die Tablette ist geboren. Nur wenige Hersteller können auf diese Stoffe verzichten. Sie werden aber von den meisten Betroffenen auch gut vertragen.

Presshilfen sind (auch hier ist der Name Programm) Stoffe, die für eine glatte, feste Tablette sorgen. Ohne diese Hilfsstoffe würden die Tabletten entweder bröseln oder aber deutlich härter verpresst werden müssen – mit dem Ergebnis, dass die Wirkung der Lactase leidet, was sie ohnehin beim Verpressen schon tut. Als Hilfsstoffe werden hier meist mikrokristalline Zellulosen oder auch zusätzliches Maltodextrin eingesetzt. Sind sie riskant? Vermutlich nicht, denn Cellulose essen wir auch bei Gemüse-reicher Ernährung und Maltodextrin entsteht bei der Verdauung von Stärke zum Beispiel aus Reis.

Sprengmittel (hier ist der Name zum Glück nicht Programm) sind dafür zuständig, die Tabletten, die man mühevoll hart in die Presse hat fließen lassen und hart genug bekommen hat, wieder zu „sprengen“, wenn sie im Magen ist. Denn dort wirkt das Lactaseenzym, also ist Beeilung angesagt. Ihre explosive Kraft wird dadurch bewirkt, dass Wasser von den Sprengmitteln aufgesogen wird – woraufhin sie sich ausdehnen und die Tabletten in kleine Stücke zerbrechen. Eingesetzt wird hier meist Croscarmelose-Natrium (E468). Stellt es ein Risiko dar? Vermutlich nicht. Muss es deshalb jeden Tag eingenommen werden? Ich denke nicht, doch die Entscheidung ist Ihre und ganz frei.

Laktasetabletten enthalten oft eine große menge zusätze-
Viele Lactasetabletten enthalten synthetische oder chemisch modifizierte Zusätze – für eine gute Wirkung sind sie bei Tabletten leider nötig.

Neben den Fließhilfen kommen in Lactase-Tabletten meist noch Füllmittel, das Hüllenmaterial und Pigmente vor.

Die Füllmittel helfen dabei (endlich wieder namensgemäß), die Kapseln in der Maschine vollständig aufzufüllen und eine feste Dosierung Lactase in jeder Kapsel zu haben. Meist wird Calciumphosphat verwendet, manchmal aber auch Maltodextrin – beide stellen kein wirkliches Risiko dar.

Als Hüllenmaterial verwenden nahezu alle Hersteller entweder Gelatine oder Hydroxypropylmethylcellulose. Gelatinekapseln werden aus der Gelatine von Schweinen (und Rindern) gewonnen. Die Gelatine wird zu einem Film geformt und in die bekannte Kapselform gepresst. Als Zusatz geben viele Hersteller an, dass geringe Anteile Tween 80 oder Sodium-Laurethyl-Sulfat zugeben werden, damit die Kapseln besser in die Maschinenlöcher rutschen. Dieser Zusatzstoff ist so weit uns bekannt ist nicht kennzeichnungspflichtig, was zumindest ärgerlich ist.

Hydroxypropylmethylcellulose wird dagegen gern als vegetarische Alternative angeboten. Es wird tatsächlich aus Cellulose gewonnen, die allerdings stark chemisch modifiziert wird – und entsprechend den Titel natürliche Cellulosekapsel, denn sie manchmal bekommt, zu Unrecht trägt. Auch hier geben manche Hersteller SLS und Tween 80 hinzu. Erneut, ohne es zu kennzeichnen.

Einigen Hüllen werden zusätzlich Pigmente beigegeben, Titandioxid (bekannt aus Sonnencreme und Zahnpasta) ist das bekannteste. Sind die Hüllenmaterialien schädlich? Vermutlich nicht, die Frage ist: Was möchte ich meinem Körper geben?

Für jeden dieser Zusätze gilt, dass sie zugelassen wurden und vermutlich sicher sind. Manche kommen als Clean-Label Zutat sogar natürlich auf dem Etikett daher, wie etwa die Zellulose aus Kapseln und wirken wie etwas, das wir in richtigem Essen finden könnten. Es ist eine Frage der Sicht auf den eigenen Körper und das Essen, das jeder von uns gutheißt, ob man die industriellen Hilfsstoffe akzeptiert oder nicht. Nötig sind sie nicht zwingend, denn unsere Millis kommen nahezu ohne Hilfsstoffe aus – nur das Maltodextrin, das der Hersteller des Rohenzyms zugibt, sind wir noch nicht los. Die übrigen Zutaten könnten Sie, anders als die Zusätze in vielen Lactasepräparaten, auch in größeren Mengen essen. Und vermutlich würden Sie es sogar gern tun, denn ein Stück Kakaobutter (eine Zutat unserer Millis) schmeckt am Ende besser als ein Löffel Croscarmelose-Natrium oder Titandioxid. Sie haben, wie es so oft heißt, die freie Wahl.

Fazit:

Wenn Sie Lactase-Tabletten aussuchen, dann nutzen Sie moderat dosierte, aber rasch lösliche, zumindest kaubare Präparate und entscheiden Sie sich kritisch, ob die klein gedruckten Zusätze wirklich jeden Tag sein müssen. Ist Ihre Antwort nein und legen Sie Wert auf natürliche, vielleicht in Hand verarbeitete Zutaten, dann will ich Ihnen unsere Millis ans Herz legen. Herzblut und Stolz sind die einzigen Zutaten darin, die Sie nicht essen können.