Was sind die Symptome einer Laktoseintoleranz?

Martin Lipsdorf stellt seit 2011 Laktasepräparate von Hand in Leipzig her und teilt seine Erfahrungen auf diesem Blog mit Menschen, die keine Milch vertragen.

Kann Ihr Körper den Milchzucker weniger gut verdauen, dann merken Sie das jedoch zunächst in der Regel nicht. Das ist nicht schlimm. Ein gesundes Mikrobiom mit helfenden Mikroorganismen in Ihrer Dickdarmflora kann die Laktose ebenfalls mit Laktase verdauen und sich davon ernähren. Aus der Laktose im Dickdarm entstehen Stoffe wie Milchsäure, Fettsäuren und Gase.

Was zunächst gefährlich klingt, ist in der richtigen Menge nützlich und hilfreich für Ihren Dickdarm. Die Gase kann Ihr Körper, so unerwartet es klingt, über die Lunge ausatmen oder sie gehen den etwas lauteren Weg. Auch das ist weder unnormal noch schädlich. Zwischen 10 und 20-mal am Tag müssen Menschen pupsen, denn neben dem Milchzucker werden auch gesunde und hilfreiche Ballaststoffe etwa aus Vollkorn zu Gasen verdaut. Sie halten unseren Darm gesund – und wir pupsen davon ein wenig. 

Sinkt die Fähigkeit Ihres Körpers den Milchzucker zu verdauen jedoch weiter oder kommt es durch Krankheiten oder möglicherweise auch Antibiotikagabe zu einer Schädigung der Darmflora, werden die Symptome nach dem Verzehr von Milch oft stärker spürbar. Zu viel Milchzucker gelang unverdaut in den Dickdarm und es entstehen zu große Mengen Gase und zu viel der sonst nützlichen Stoffe. Starke Blähungen, Bauchkrämpfe und Durchfälle können die Folge sein. 

Das häufigste Symptom einer Laktoseintoleranz sind aus unserer Erfahrung Beschwerden wie Bauchschmerzen und Blähungen. Gelangen zu große Mengen des Milchzuckers in den Dickdarm, dann entstehen unter anderem auch Gase – so wie wir es auch kennen, wenn wir Vollkornbrot oder Bohnen essen. Diese Lebensmittel sind reich an unverdaulichen Ballaststoffen und helfen unserem Bauch gesund zu bleiben. Sie füttern unter anderem unser Mikrobiom, die guten Bakterien in unserem Bauch.

Auch bei Menschen, die Milch und Milchprodukte ohne Sorgen vertragen, gelangt etwas Laktose zu den Helfern im Darm, wenn die Portion groß war. Bei uns ist es nun jedoch etwas mehr. Laktose ist in diesem Sinn für uns Laktoseintolerante eine Art Ballaststoff, also ein Nährstoff für unsere Darmflora und kann Futter für unsere kleinen Helfer sein.

Das Problem: Laktose ist, anders als die Ballaststoffe in Vollkorn oder Gemüse, leicht für die Helfer verdaubar. Die Verdauung geschieht rasch, dabei entstehen die schmerzhaften Gase in so kurzer Zeit, dass unser Körper sie nicht auspupsen oder (das tut er!) über die Lunge ausatmen kann.

Die Blähungen sind oft furchtbar unangenehm und führen bei einigen Betroffenen dazu, dass Sie sich sozial einschränken. Gehen die Blähungen nicht gut ab oder kommt es zur Gasbildung im Oberbauch, können schwere Bauchschmerzen entstehen, die zu Übelkeit und Erbrechen führen können (seltener).

Erste Hilfe: Wenn Sie eine Laktoseintoleranz haben und wissen, dass Sie zu Blähungen neigen, hilft es, zumindest ein entblähendes Mittel zur Hand zu haben. Aus unserer Erfahrung haben sich Dimeticon (ein unschädliches Silikonöl) oder auch Pfefferminzöl bewährt.

Neben Blähungen und Bauchschmerzen kommt es bei Betroffenen auch zu Durchfällen. Hier ist es aus unserer Erfahrung wichtig, genauer hinzuschauen.

Neben Gasen machen unsere Helfer im Darm auch Fettsäuren und Milchsäure aus der Laktose. Sie klingen gefährlich, sind aber in kleinen Mengen nützlich. Auch hier ist die Menge aber zu hoch, denn die Laktose wird rasch auf einmal verdaut. Der Darminhalt wird damit reicher an diesen gelösten Stoffen und flüssiger – er „zieht Wasser“. Durchfälle oder weicher Stuhl sind die Folge. Manchmal riecht der Stuhl säuerlich und kann, in schlimmen Fällen, sogar brennen. Diese Durchfälle kommen in der Regel eine Stunde nach dem Essen oder später. Die Laktose muss zunächst in den Darm gelangen, um Sorgen zu machen.

Manche Betroffene haben dagegen schon Durchfälle direkt nach dem Essen oder sogar noch dabei. Dieser Fall kommt im Alltag häufiger vor, als erwartet, ist aber bisher nicht ausreichend untersucht. Ein möglicher Grund könnte sein, dass der Körper sich vor den Folgen der Laktose schützt, wie er es auch bei Giften kann: raus damit. Das verschwindet zum Glück durch einen achtsamen Umgang nach der Diagnose wieder. Es kann jedoch manchmal ein wenig dauern, bis dieses Symptom verschwindet – Sie sind dann auf dem richtigen Weg, wenn die übrigen Probleme geringer werden. Lassen Sie sich nicht unterkriegen!

Erste Hilfe: Leider haben sich aus unserer Erfahrung klassische Mittel wie Aktivkohle hier nicht bewährt. Der Durchfall kommt meist so rasant und ist so schnell vorbei, dass wenig machbar ist. Achten Sie darauf, genug zu trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen und nehmen Sie bei starken Durchfällen allenfalls Elektrolyte. Sollten die Durchfälle nicht wieder zügig verschwinden und andauern, ist ein Arztbesuch wichtig – es könnte einen anderen Auslöser geben.

Manche Betroffene, aus unserer rein subjektiven Erfahrung oft eher in den späten Lebensjahren, reagieren mit Verstopfungen auf Milchzucker. Während Durchfälle einfacher zu erklären sind, zeigen die Verstopfungen, dass unser Körper komplizierter ist, als es die so einfache Erklärung mit dem Wasser ziehen vermuten lässt. Es gibt Vermutungen, dass das Gas Methan, das bei der Verdauung des Milchzuckers entsteht, dafür verantwortlich ist. Die Sorgen verschwinden zum Glück bei einem achtsamen Umgang mit Laktose rasch.

So trivial der Rat klingt: Trinken Sie stets ausreichend, achten Sie auf Bewegung und unlösliche Ballaststoffe (Vollkorn, Gemüse). In ganz akuten Fällen können etwa Flohsamenschalen helfen. Auch hier gilt: können Sie trotz achtsamen Umgang mit Milch und Milchprodukten weiterhin länger nicht auf Toilette, beraten Sie sich mit Ihrem Arzt.

Keine Symptome einer Laktoseintoleranz

Manchmal ist, wenn man einen Hammer hat, alles ein Nagel. So auch bei Laktoseintoleranz. Wenn Sie Laktose als Übeltäter vermuten, dann gibt es dennoch Symptome, die einen Arztbesuch fordern. Das gilt ganz besonders, wenn es um Kinder und Kleinkinder geht.

Längere Durchfälle oder Verstopfungen sollten mit einem Arzt geklärt werden. Das gilt besonders dann, wenn Sie sich beim besten Willen nicht an Milch und Milchprodukte an diesem Tag erinnern können.

Werden die Symptome trotz Milchverzicht oder ausreichend Laktase nicht deutlich besser, ist ebenfalls ein Gang zum Arzt nötig, um zu schauen, ob noch etwas Anderes vorliegt. Eine Laktoseintoleranz bessert sich deutlich durch den richtigen Umgang damit.

Zwingend ist ein Arztbesuch, wenn Sie blutige Durchfälle, Blut im Stuhl, Fieber, schleimigen oder verfärbten Stuhl haben. Denken Sie immer daran: Laktoseintoleranz ist keine Krankheit, schwere krankheitswertige Symptome löst sie nicht aus und in solchen Fällen braucht es ein