Was ist das Laktase Enzym eigentlich?

Aktualisiert am 2.10.2023 von Martin Lipsdorf.

Martin Lipsdorf stellt seit 2011 Laktasepräparate von Hand in Leipzig her und teilt seine Erfahrungen auf diesem Blog mit Menschen, die keine Milch vertragen.

Zusammengefasst

Was ist das Laktase Enzym?

Laktase ist ein Protein, das Milchzucker in seine Bestandteile Glucose und Galaktose spaltet. Milchzucker ist ein natürlicher Zucker, der in Milch und Milchprodukten enthalten ist. Proteine mit der Fähigkeit andere Stoffe zu verändern, nennt man Enzyme.

Menschen, die laktoseintolerant sind, können Milchzucker nicht verdauen. Sie bekommen Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall, wenn sie Milchprodukte essen oder trinken.

Welche Arten des Enzyms gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Laktase Enzymen.

Sie kommen in verschiedenen Organismen vor, wie z. B. in Bakterien, Hefen, Schimmelpilzen und Pflanzen.

Die Laktase, die in laktosefreien Milchprodukten verwendet wird, stammt meist aus Bakterien oder Hefen.

Die Laktase, die in Laktase-Tabletten verwendet wird, stammt meist aus Schimmelpilzen.

Kommt Laktase Enzym auch in Lebensmitteln vor?

Laktase Enzym kommt auch in Lebensmitteln natürlich vor. So enthalten etwa Joghurt oder Kefir natürliche Mengen von Laktase – allerdings zu wenig um Symptome zu verhindern.

Warum ist das Enzym für Laktoseintolerante wichtig?

Laktase ist für Laktoseintolerante wichtig, weil sie ihnen hilft, Milchzucker zu verdauen.

Sie gleicht aus, dass der eigene Körper nicht mehr genug eigene Laktase produziert.

Wenn Laktoseintolerante Laktase-Tabletten einnehmen, können sie Milchprodukte im normalen Umfang essen und trinken, ohne Beschwerden zu bekommen.

Im Detail:

Kennen Sie das, wenn Sie lange Zeit etwas tun und plötzlich fällt Ihnen etwas auf: „Mensch, ich habe daran noch nie gedacht!“.

Seit 10 Jahren dreht sich unser Leben um eins: das Laktase Enzym.

In unserem kleinen Handwerksbetrieb und unseren Laktase-Blogartikeln.

Vor lauter Feinheiten habe ich in all den Jahren aber eine Frage in keinem Artikel beantwortet, obwohl sie so nahe liegt.

Was ist Laktase?

Dieser Artikel hilft Ihnen besser zu verstehen, was Laktase ist und warum Meerjungfrauen eine andere Laktase brauchen, als wir Landbewohner.


Diesen Artikel gibt es auch barrierefrei zum Lauschen.


Laktase – Nährstoff Plus

Auf jedem abgepackten Lebensmittel finden Sie die Nährwerttabelle.

Sie listet neben den Kalorien – sie wissen schon, die kleinen Kerlchen, die gern auf die Hüfte gehen – auch die Nährstoffe Fette, Kohlenhydrate und Eiweiße auf.

Eiweiße haben wir in der Schule mal als die Bausteine unseres Körpers kennengelernt.

Unser Körper nimmt Eiweiße auf, verdaut sie zu Ihren Bestandteilen – den Aminosäuren – und baut aus diesen Bestandteilen neue Eiweiße auf.

Unter den Eiweißen gibt es eine kleine Gruppe von Stoffen, die etwas Besonderes können: die Enzyme.

Der Name dieser Gruppe stammt aus dem Altgriechischen und meint so viel wie „in Hefe“.

Enzyme wurden unter anderem in Hefen zuerst entdeckt als die Stoffe, die in den Hefen im Bier für die Verwandlung von Zucker zu Alkohol verantwortlich sind.

Enzyme können also verwandeln.

Sie können etwas zerteilen, zusammenbauen oder etwas hinzufügen, etwas wegnehmen.

Für uns sind aber die Enzyme wichtig, die etwas zerteilen.

Man kennzeichnet das mit der Endung -ase. Schon haben Sie eine erste Idee, was Laktase ist.

Laktase ist ein Enzym, das etwas zerteilt oder spaltet – es hat wie alle Enzyme dieser Art die Endung -ase.

Da Enzyme zu der großen Familie der Eiweiße, also der Bausteine unseres Körpers, gehören, ist auch Laktase ein Eiweiß.

Was sie zerteilen, das lässt der Name erahnen.

Lakt-ase, darin kommt das Lateinische lact vor, das so viel wie Milch heißt.

Laktasen sind also in der Lage, etwas in Milch zu zerteilen: den Milchzucker.

Alle lact-asen können Milchzucker in seine Bestandteile Glucose und Galactose aufspalten.

Jede Laktase ist Teil einer kunterbunten Gemeinschaft

Wenn wir als Betroffene von Laktase reden, dann oft so, als ob es die eine Laktase gibt.

Es wirkt so, als ob die Laktase in laktosefreien Milchprodukten und die in Laktase Tabletten ein und dieselbe wäre.

Dem ist nicht so.

Es gibt auf der Welt eine unfassbare Anzahl ganz verschiedener Laktasen.

Manche finden sich in Mikroorganismen auf dem Meeresgrund, andere in heißen Quellen, der Antarktis, in unserem Bauch oder aber in Pflanzen – etwa in Mandelkernen.

Vielleicht wundern Sie sich: Wie viele Kühe gibt es auf dem Meeresgrund?

Wie viele genießen regelmäßig ein Bad in heißen Quellen?

Und: wie passt dann noch die Mandel ins Bild?

Dass Laktasen den Milchzucker spalten können, verdanken Sie der Fähigkeit, die Verknüpfung der zwei Bausteine – der Zucker Glucose und Galaktose -aufzubrechen.

Diese Verknüpfung, dieser Knoten zwischen den zwei Bausteinen, findet sich jedoch auch bei anderen Stoffen.

So verknotet sind etwa manche Ballaststoffe in pflanzlichen Schalen von Weizen und Laktasen können diesen Knoten lösen.

Es ist also ein Wunder der Natur, dass Milch und so viele andere Stoffe denselben Knoten haben, dass dadurch an den verrücktesten Orten auf unserem Planeten Enzyme existieren, die auch die Laktose in unserer Milch in ihre zwei Bausteine „entknoten“ können.

Wo wir bei Milch sind

Für uns Laktoseintolerante sind nur sehr wenige Laktasen hilfreich.

Der Grund dafür ist einfach: Anders als Meerjungfrauen, die Meereslaktase nutzen könnten, leben wir an der frischen Luft in ganz anderen Bedingungen.

Heiße Quellen suchen wir eher nur kurz auf und leben bei viel geringeren Temperaturen.

Es kommt also sehr auf die richtigen Bedingungen an.

Soll Milch durch die Industrie laktosefrei gemacht werden, sollten recht hohe Temperaturen und eine Laktase genutzt werden, die gut in Milch zurechtkommt.

Dazu kommen meist Laktasen aus Bakterien und Hefen zum Einsatz.

Nehmen wir dagegen Laktase Tabletten ein, sollte die Laktase zumindest etwas mit dem Magen und seiner Säure leben können.

Hier werden Laktasen aus Schimmelpilzen genutzt.

Das klingt zunächst eklig, doch auch Sojasoße, der Reisschnaps und Misosuppe werden mit dieser Schimmelart hergestellt, der in Japan zu einem Grundlebensmittel gehört.

Hier merken Sie schon, dass die Laktase für Milch und die Laktase für den Magen nur bedingt austauschbar sind.

Sie gehören zwar zur kunterbunten Familie der Laktasen, doch sie arbeiten zu anderen Bedingungen.

In laktosefreien Produkten wurde die Milch zudem erhitzt, die Laktase damit zerstört.

Auch deshalb geht das schief, was vielleicht alle Laktoseintoleranten sich wenigstens einmal im Leben fragen:

„Warum trinke ich nicht einfach ein Glas laktosefreie Milch zur Mahlzeit? Es ist dort doch auch Laktase enthalten!“

Noch eine andere Frage lässt sich mit Ihrem neuen Wissen zu Laktase beantworten, die wir Betroffenen uns wenigstens einmal im Leben stellen.

„Wenn ich Laktase Tabletten nehme, was passiert dann mit der Laktase?“

Da Laktase ein Eiweiß ist und Eiweiße die Bausteine, die unser Körper verdaut und neu zu Haaren, Haut und Muskeln zusammensetzt, widerfährt Laktase in Laktase Tabletten dasselbe Schicksal.

Unser Körper verdaut sie und nutzt sie so, als wäre sie ein ganz normales Eiweiß.

Diese Gleichgültigkeit unseres Körpers gegenüber dem kleinen Wunder, das Laktase ist, merken Sie, wenn Sie zu lange nach einer Laktase Tablette noch einen Nachtisch naschen – es gibt doch wieder Probleme, denn unser Körper hat die Laktase schon zu sehr beeinträchtigt.

Das schützt uns aber auch vor Nebenwirkungen.

Fazit:

Laktase ist also ein Eiweiß mit der besonderen Fähigkeit den Milchzucker Laktose zu spalten.

Sie kommt an vielen Orten der Welt vor und braucht ganz verschiedene Umgebungen, um zu arbeiten.

Manche in Milchtanks der Milchindustrie, manche in unserem Bauch und manche werden vielleicht von Meerjungfrauen auf dem Grund der Meere zu Torte und Kaffee genommen.