Laktase – Tipps und Erfahrung nach mehr als 10 Jahren

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Martin Lipsdorf stellt seit 2011 Laktasepräparate von Hand in Leipzig her und teilt seine Erfahrungen auf diesem Blog mit Menschen, die keine Milch vertragen.

Martin Lipsdorf stellt seit 2011 Laktasepräparate von Hand in Leipzig her und teilt seine Erfahrungen auf diesem Blog mit Menschen, die keine Milch vertragen.

Zu Weihnachten 2022 erreichte uns ein Wunsch: ob wir nicht einen Artikel schreiben könnten, der kurz und knackig das Wichtigste zu Laktase / Lactase auf den Punkt bringt.

Einfach geeignet für Weihnachtsabende, an denen man schnell schauen muss, naschen will und die gesunde Lebensweise vielleicht zu gunsten eines Festmahls zurückstehen darf.

Dieser Artikel will versuchen, diesen Wunsch zu erfüllen.

Er hilft Ihnen ohne zu viel Erklärung der Hintergründe, mit Fakten rundum Laktase – von Einnahme über die Dosierung, besondere Lebenssituationen zur Lagerung.

Statt Ihnen die Zauberei hinter Laktase erklären zu wollen, die mich seit 15 Jahren umtreibt, geht es hier um handfeste praktische Tipps und Hinweise.

Für was ist Laktase gut?

Laktase verhindert, dass Sie von Milchzucker bei Laktoseintoleranz Beschwerden wie Durchfälle, Blähungen oder Übelkeit bekommen, wenn Sie Milchprodukte zu sich nehmen. Laktoseintoleranz ist eine Unverträglichkeit gegenüber Milchzucker, die etwa 10% der Europäer betrifft.

Laktase reduziert den Milchzucker Laktose in der Mahlzeit auf ein Maß, das keine Symptome mehr auslöst. Sie unterstützt damit zum Teil das körpereigene Enzym Laktase, das bei Laktoseintoleranz die Verdauung von Laktose alleine nicht mehr schafft.

Wann sollte man Laktase einnehmen?

Die Einnahme von Laktase Tabletten mit direkter Wirkung

Nehmen Sie Lactase stets nach ein paar Bissen oder Schluck von milchzuckerhaltigen Produkten.

Die Laktase braucht etwas „Puffer“ im Magen, damit die Wirkung nicht leidet.

Lactase sollte niemals vorher genommen werden. Beim Essen vergisst man sie aber auch manchmal.

Während der Mahlzeit können Sie noch nachhelfen – nehmen Sie zur Not eine höhere Dosierung und ein großes Glas Wasser dazu.

Nehmen Sie Laktase nicht nach der Mahlzeit. Danach ist leider ein Bauchtee als Linderung besser.

Auch wenn es nicht schmeckt: kauen Sie Tabletten mit Sofortwirkung.

Depot-Laktase-Tabletten dürfen Sie nicht kauen.

Nehmen Sie sie dennoch mit den ersten Bissen.

Es ist besser, Lactase Tabletten nicht im Ganzen zu nehmen – denn dann brauchen sie Zeit, um zu zerfallen.

Diese Zeit fehlt Ihnen.

Depot-Laktase ist hier eine Ausnahme – ich halte davon weniger.

Die Einnahme von Laktase Kapseln

Kapseln sollten Sie öffnen und über esswarmes Essen streuen und mit den ersten Bissen den Inhalt mitessen.

Laktase in Kapselform oder Pulverform sollte nie direkt in den Mund gegeben werden.

So praktisch es wirkt: bei allen feinen Lebensmittelpulvern riskieren Sie mit der direkten Einnahme Atemprobleme und Allergien, wenn Sie doch versehentlich einatmen – egal ob Lactase oder Mehl.

Nur manchmal eine Option: Laktase in Lebensmittel nutzen

Lactase kommt auch natürlich in Lebensmitteln vor. Die Mikroorganismen, die Joghurt produzieren helfen, bilden sie etwa. Bei frischem Joghurt oder Kefir ist bekannt, dass Betroffene ihn etwas besser vertragen.

Es liegt nahe zu überlegen, ob nicht einfach ein Joghurt beim Verzehr laktosehaltiger Speisen gegessen werden sollte.

Leider ist die Menge, die die natürlichen Organismen in diesen Lebensmitteln produzieren eher gering. Oft liegt sie um den Faktor 1000 niedriger als ein schwächer dosiertes Laktasepräparat und abhängig von Frische / dem verwendeten Joghurtorganismus.

Auf diese Weise dosieren Sie Laktase für die beste Wirkung

Dosieren Sie Laktase pauschal.

Laut den europäischen Sachverständigen reichen für alle Mahlzeiten bei der Mehrzahl der Betroffenen 4500 FCC-Einheiten.

Schon diese kleine Dosis wirkt bei der Mehrzahl gut und macht so gute Arbeit wie höhere Dosierungen.

Das liegt an der besonderen Beschaffenheit der Enzyme wie Lactase.

Dosieren Sie Lactase nicht nach dem Gehalt an Laktose.

Sie brauchen keine Tabelle zur Laktase Dosierung nach dem Gehalt in Gramm Laktose.

Im Reagenzglas im Labor lässt sich eine optimale Dosis errechnen. Doch Ihr Bauch und Ihre Seele sind kein Reagenzglas und die Wenigsten sind Mathegenies.

Die Dosierempfehlung der EFSA mit 4500 FCC-Einheiten pauschal erleichtert Ihr Leben – ohne Laktase Tabelle. Diese Dosis genügt um die unverdaute Laktose soweit zu reduzieren, dass Symptome ausbleiben.

Verzichten Sie auf überhöhte Dosierungen

Durch Werbung halten wir heute 5000 FCC-Einheiten für eine schwache Dosis.

In den 00er-Jahren waren jedoch 3300 FCC-Einheiten, 2500 FCC, 1000 FCC oder sogar weniger die „normale“ Dosis.

Heute werden 15 000 FCC-Einheiten oder mehr verkauft. Sie wirken nicht besser als 5000 FCC.

Im Zweifel werden Betroffene mit schweren Symptomen damit nur verunsichert, weil Ihnen ein Mehrbedarf suggeriert wird.

Ist zuviel Laktase schädlich – hat Laktase Nebenwirkungen?

Lactase hat keine Wirkung auf den menschlichen Körper. Sie wirkt nur auf den Speisebrei im Magen.

Was passiert, wenn man zuviel Laktase nimmt?

Die Verdauungsenzyme des Körpers bauen Lactase ab und der Körper verwertet sie wie andere Nahrungseiweiße. Da Sie selbst bei einer hohen Dosierung selten mehr als 300mg Eiweiß in Form von Laktaseenzym zu sich nehmen, ist der Abbau kein Problem für die Verdauungsenzyme Ihres Körpers, die täglich 50 – 100g Eiweiß verdauen.

Deshalb passiert nichts, wenn man zuviel Laktase nimmt und Laktase ist nicht schädlich.

Wenn Sie zu Beginn noch sehr sensitiv auf Laktose reagieren:

Wenn Sie bisher deutlich mehr Lactase brauchen und sehr sensitiv auf Milchzucker reagieren, können Sie mit Ihrer bekannten Dosis einsteigen um Vertrauen zu gewinnen.

Es spricht körperlich nichts dagegen, mehr Laktase beim Verzehr laktosehaltiger Speisen zu nehmen.

Wir kommen gleich auf Fälle, in denen es sinnvoll ist. Oft genug ist es aber möglich, die Dosis achtsam und in kleinen Schritten zu senken – über Wochen oder Monate.

Mehr kostet oft mehr und Lactase sollte nur eine Unterstützung sein.

Unsere Besteller starten oft mit 2 Millis (2 mal 5000 FCC-Einheiten) statt nur Einem und können über einige Wochen und Monate weniger nehmen.

Der Körper lernt, sich selbst zu helfen.

Ausnahme Eins: Nehmen Sie die zwei- oder dreifache Dosis bei eisgekühlten Speisen.

Es gilt nur für kalte/eiskalte Speisen – Eis, Milchshakes, Eiskaffee etwa.

Kälte verlangsamt die Wirkung und wir essen diese Produkte oft schnell.

Ausnahme Zwei: Mehr-Gänge-Menüs.

Nehmen Sie bei mehreren Gängen zu jeder Mahlzeit eine Dosis.

Das scheint dem Vorangegangenen zu widersprechen.

Doch die Wenigsten von uns essen jeden Tag ein Drei-Gänge-Menü.

Statt den Abend damit zu verbringen zu rätseln, wann ein Gang eine eigene Mahlzeit wird, genießen Sie den besonderen Anlass.

Ausnahme Drei: Wenn Sie noch wenig Erfahrung haben

Haben Sie keine Sorge, wenn Sie das Enzym nehmen und sich unsicher sind, ob überhaupt Milch enthalten ist.

Wir raten zum Verzicht auf Lactase, weil es auf die Dauer viel kostet, nicht weil es Ihnen schaden würde.

Wenn Sie sich unsicher sind, ob Milchzucker enthalten ist, können Sie Laktase gelegentlich auf Verdacht nehmen.

Wir alle mussten erst einmal etwas lernen und ein Auge dafür entwickeln.

Haben Sie Nachsicht mit sich :).

Wenn diese Beschwerden auftreten, müssen Sie zum Arzt

Die Mehrheit von uns sollte über die Zeit Lactase in einer moderaten Dosierung und nur bei großen Mahlzeiten brauchen.

Konsultieren Sie einen Arzt bei Beschwerden nach Mahlzeiten ohne oder mit wenig Laktosegehalt oder bei ungewöhnlichen Beschwerden.

In über 10 Jahren haben wir oft den Fall, dass Betroffene schlimme Symptome haben, obwohl keine oder sehr wenig Laktose im Essen war.

Laktase wirkt dann nicht.

Meist quälen sie sich lange, weil Sie denken, Laktose sei die Ursache der Beschwerden.

Doch es gibt viele andere Ursachen, die zeitgleich Sorgen bereiten.

Symptome wie beispielsweise Blut/Schleim im Stuhl, starke Schmerzen, Stuhlverfärbung oder Fieber entstehen nicht durch Laktose.

Bitte sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber offen – nur so geht es Ihnen bald besser und Sie leiden nicht Jahre, manchmal Jahrzehnte oder riskieren schwere Krankheiten.

In besonderen Situationen

Laktase in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft können Sie Laktase nehmen – müssen es aber oft nicht.

Wenn Sie Mama werden (herzlichen Glückwunsch!) können Sie weiter ohne Sorge Lactase nehmen.

Sie wird nicht aufgenommen und wirkt weder auf Ihren Körper noch auf Ihr Kleines.

Oft werden Sie aber merken, dass Sie gar keine Lactase brauchen.

Unsere Mamas bei der Laktasekampagne haben berichtet, dass Sie Laktose in der Schwangerschaft meist gut vertragen haben – es scheint, als ob der Körper von werdenden Müttern Lactase als körpereigenes Enzym wieder stärker bildet.

Bei Kleinkindern und Jugendlichen

Die Einnahme bei den Kleinen ist in Ordnung.

Laktase Tabletten können auch bei Kindern und den Größeren im Jugendalter genommen werden.

Die Dosierung sollten Sie gleich lassen bei 5000 FCC-Einheiten.

Bitte bedenken Sie aber: Je jünger das Kind, desto mehr Laktose verträgt es in der Regel, selbst mit Laktoseintoleranz.

Das zu erhalten ist wichtig und eine Ernährungsumstellung oder die Gabe von Lactase zu jeder Mahlzeit sollte nicht nötig sein.

Treten die Symptome bei Babys auf, sollten Sie sich unbedingt mit Ihrem Arzt oder Ihrer Hebamme beraten, bevor Sie die Ernährung umstellen.

Histaminintoleranz und Laktase

Die Einnahme bei Histaminintoleranz (HIT) ist in der Regel kein Problem.

Lactase wird zwar durch Fermentieren gewonnen, was Lebensmittel bei HIT problematisch macht.

Die Fermentation findet jedoch nicht mit den Organismen statt, die oft für biogene Amine verantwortlich gemacht werden – Bakterien, etwa Lactobakterien in Lebensmitteln und das Enzym wird zudem sehr stark konzentriert und gereinigt.

Am Ende enthält sie das pure Enzym und etwas Maltodextrin oder eine andere Umhüllung.

Unsere Bestellerinnen und Besteller mit HIT berichten keine Probleme.

Wenn Sie keinen Magen mehr haben

Wenn bei Ihnen der Magen entfernt werden musste, kann es sein, dass Laktase nicht richtig wirkt.

Ohne Säure wirkt Lactase nicht so intensiv – hat aber im Dünndarm mehr Zeit.

Oft gleicht sich Beides aus.

Wir empfehlen zu Beginn, die Dosis auf 10 000 FCC-Einheiten (zwei Millis) anzuheben und mit guter Erfahrung zu senken.

Je nach Ernährung, die mit Ihrem Arzt besprochen ist, können Sie auch Laktasetropfen nutzen, die manchmal noch zur Reduzierung von Milchzucker im Kühlschrank daheim angeboten werden.

Diese Tropfen sind eigentlich für laktosefreie Milchprodukte gedacht, wirken aber auch in Ihrem Fall aus unserer Erfahrung, da die Magensäure weggefallen ist.

Das ist bei der Lagerung von Laktase zu beachten

Bewährt hat sich, eine Laktasereserve daheim gut aufzubewahren und den Bedarf von einigen Tagen oder Wochen mitzunehmen.

So macht es, wenn die Bedingungen unterwegs mal nicht ganz so gut sind, keinen starken Unterschied. Sie wird ohnehin bald genommen.

Das ist vor allem im Sommer wichtig. Laktase darf nicht stark erhitzt werden.

Schwarze Taschen in der Sonne, Autos, Urlaube in heißen Regionen oder manche Extremsommertage können der Laktase schaden.

Versuchen Sie im Sommer so gut es geht auf Ihre Tabletten für unterwegs acht zu geben.

Während man unseren Millis ansieht, wenn sie stark erhitzt wurden, sind Tabletten da eher unscheinbar und Sie merken den Verlust im Zweifel erst bei einem Eis.

Haben Sie daher Obacht im Hochsommer und nehmen sie eher weniger Laktase unterwegs, falls es doch mal schiefgeht.

Achten Sie daheim auf eine Lagerung bei zumindest unter 30 Grad, besser 25 oder weniger.

Wenn Laktase dann mal in den Kühlschrank muss, verschließen Sie sie gut, um zu verhindern, dass sie Feuchte zieht.

Geben Sie acht, dass im Gefäß kein Wasser kondensiert.

Ein Trick kann sein, etwas Reis hinzuzugeben, wie man es bei Salz auch macht.

Laktase im Urlaub

Unsere Millis, die handgemachten Laktase-Dragées, die wir in Leipzig herstellen, haben schon Wüsten durchreist um unbeschwerten Genuss zu ermöglichen. Hier braucht es eine Kühlunh.

Hilfreich sind bei längeren Touren durch sehr heiße Gebiete Kühltaschen, die für Diabetiker gemacht werden, um Insulin kalt zu halten.

Ich selbst habe nach dem Tipp einer Bestellerin eine Kühltasche im Gebrauch, die durch Wasser aufgefrischt wird. Wichtig ist nur, Ihre Helfer gut verschlossen darin zu lagern.

In weniger extremen Gebieten braucht es unterwegs keine besondere Vorkehrung – außer daran zu denken, sie mitzunehmen.

Dann klappt es auch in der Ferne gut mit dem Naschen :).

Ihre Frage fehlt?

Schreiben Sie uns doch gern – wir bemühen uns um eine handfeste Antwort, die Ihnen hilft und erweitern den Artikel, damit auch anderen Betroffenen geholfen wird.