Was ist Laktoseintoleranz?

Bild von Martin Lipsdorf in schwarz- weiß.

Martin Lipsdorf stellt seit 2011 Laktasepräparate von Hand in Leipzig her und teilt seine Erfahrungen auf diesem Blog mit Menschen, die keine Milch vertragen.

Laktoseintoleranz haben Sie, wenn der Körper Laktose, den Zucker in Milch und Milchprodukten, nicht mehr ausreichend verdauen kann.

Die Symptome einer Laktoseintoleranz spüren Sie nach dem Verzehr von Milch, wenn Ihr Dünndarm nicht genug von einem Enzym namens Laktase produziert, das Laktose abbaut.

Enzyme sind, bildlich gesprochen, wie kleine Scheren, die Stoffe zerteilen, um sie für unseren Körper aufnehmbar zu machen.

Laktase ist die „Schere“, die Ihr Körper herstellen müsste, damit der Milchzucker Laktose in Traubenzucker und Schleimzucker zerteilt werden kann.

Erst so zerteilt, kann unser Körper den Milchzucker Laktose nutzen.

Ohne genügend Laktase gelangt die unverdaute Laktose jedoch in Ihren Dickdarm.

Die gutartigen Bakterien im Dickdarm werden mit großen Mengen überfordert und produzieren an sich nützliche Stoffe, jedoch in so großer Menge, dass Ihr Körper mit Magen-Darm-Beschwerden reagiert.

Das Wort Laktoseintoleranz hat sich zwar durchgesetzt, besser wäre jedoch Laktoseunverträglichkeit, denn die absolute Mehrzahl der Betroffenen kann Laktose in kleinen Mengen vertragen oder es lernen.

Welche drei Laktoseintoleranz Ursachen gibt es?

Es gibt drei Arten von Laktoseintoleranz: die primäre, sekundäre und angeborene Laktoseintoleranz.

Primäre Laktoseintoleranz

Die primäre Laktoseintoleranz ist die häufigste Art und tritt auf, wenn Ihr Körper nach und nach aufhört, genügend Laktase zu produzieren.

Er betrifft etwa 10- 15 Prozent der Bevölkerung in Deutschland.

Bei der Mehrzahl von uns Betroffenen verringert sich mit den Lebensjahren die Laktase im eigenen Körper.

Oft vertragen wir in der Kindheit und Jugend Milch und Milchprodukte.

Später merken wir dann: so richtig klappt es nicht mehr.

Das ist ein natürlicher Prozess. Mit dem Abstillen der laktosereichen Muttermilch verringert sich die Laktase in unserem Körper.

Die Mehrheit der Menschen auf unserer Erde gehen denselben Weg und entwickelt mit der Zeit diesen sogenannten primären Laktasemangel.

Je nach Regionen auf der Welt geschieht das früher oder später in der Lebenszeit und wird zusätzlich noch von unserem Darm lange ausgeglichen.

Lange kann unser Mikrobiom, die vielen Millionen Darmbakterien in unserem Dickdarm, die primäre Laktoseintoleranz ausgleichen.

Die Mikroorganismen in unserem Dickdarm bilden auch Laktase, um den Milchzucker zu verdauen und können kleine Mengen oft ohne Beschwerden abfangen.

Mit den Jahren reduziert sich die Laktase, die Ihr Körper produziert, jedoch immer weiter und überlastet diesen zweiten Schutz vor Beschwerden.

Manchmal tritt auch nach der Gabe von Antibiotika oder nach Darmerkrankungen eine Laktoseintoleranz erst ans Licht, weil die geschädigten Helfer im Darm überlastet sind.

Sekundäre Laktoseintoleranz

Sekundäre Laktoseintoleranz wird durch Magen Darm Krankheiten verursacht, die den Dünndarm schädigen, wie Morbus Crohn, Zöliakie oder etwa Krebs.

In diesen Fällen muss die zugrundeliegende Krankheit therapiert werden.

Die gute Nachricht:

Mit erfolgreicher Therapie verschwindet in der Regel auch die Laktoseintoleranz wieder. 

In einigen Fällen kann auch eine Dünndarmfehlbesiedlung dieselben Symptome auslösen, wie ein Laktasemangel.

Beide zu unterscheiden, ist oft schwer.

Aus meiner Erfahrung über 10 Jahre im Austausch mit Betroffenen wird oft eine Laktoseintoleranz festgestellt, die aber trotz starker Einschränkungen und Einnahme von Laktase als Nahrungsergänzung nur wenig besser wird oder ganz unverändert bleibt.

Es kommt zu Beschwerden direkt nach dem Essen, zu Krämpfen im Oberbauch, Blähungen und gelegentlich aufzustoßen.

Sollte die Einnahme von Laktase bei Ihnen nicht wirken, schon kleine Mengen des Milchzuckers zu Problemen führen, die recht schnell nach dem Essen kommen, sollten Sie Ihren Arzt unbedingt auf das Problem ansprechen.

Eine Dünndarmfehlbesiedlung ist heilbar und mit ihr geht oft auch die Laktoseintoleranz zurück oder stellt sich als Fehldiagnose heraus.

Angeborene Laktoseintoleranz

Eine letzte Form des Laktasemangels ist der Angeborene.

Bei einem angeborenen Laktasemangel, von dem wenige Fälle je bekannt geworden sind, ist der kleine Mensch durch eine Erbgutveränderung gar nicht fähig, den Milchzucker der Muttermilch zu verdauen.

Da der Milchzucker eine wichtige Energiequelle ist, kommt es zu starken Entwicklungsstörungen schon während der Stillzeit.

Hier muss Milchzucker nahezu vollständig gemieden und Ersatznahrung gegeben werden.

Diese Form des Laktasemangels kommt selten vor.

Eltern von Kindern mit Laktasemangel verwechseln leider oft einen früh einsetzenden primären Laktasemangel mit einem angeborenen Laktasemangel und glauben, dass ihr Kind ganz laktosefrei ernährt werden muss.

In der absoluten Mehrzahl der Fälle ist das nicht richtig und schränkt sowohl Kind als auch Eltern unnötig ein.