Laktase – auf einen Blick

Martin Lipsdorf stellt seit 2011 Laktasepräparate von Hand in Leipzig her und teilt seine Erfahrungen auf diesem Blog mit Menschen, die keine Milch vertragen.

Zu Weihnachten 2022 erreichte uns ein Wunsch: ob wir nicht einen Artikel schreiben könnten, der kurz und knackig das Wichtigste zu Laktase auf den Punkt bringt. Einfach geeignet für Weihnachtsabende, an denen man schnell schauen muss. Der Alltag ist oft kompliziert genug.

Dieser Artikel will versuchen, diesen Wunsch zu erfüllen. Er hilft Ihnen ohne zu viel Erklärung der Hintergründe, mit Fakten rundum Laktase – von Einnahme über die Dosierung, besondere Lebenssituationen zur Lagerung.

Manchmal wirkt der Artikel schwarz-weiß. Manche Empfehlungen scheinen sich sogar zu widersprechen (nehmen Sie 5000 FCC, außer bei Eis und wenn Sie es vergessen haben).

Hier hat das Methode: Laktase ist ein komplexer Wirkstoff und bringt manchmal Widersprüche mit sich. Statt Ihnen die Zauberei hinter Laktase erklären zu wollen, die mich seit 10 Jahren umtreibt, geht es hier um handfeste praktische Tipps und Hinweise.

So nehmen Sie Laktase richtig ein

Die Einnahme von direkt wirkenden Laktase Tabletten

Nehmen Sie Laktase stets nach ein paar Bissen oder Schluck des Produkts. Die Laktase braucht etwas „Puffer“ im Magen, damit die Wirkung nicht leidet. Laktase sollte niemals vorher genommen werden. Beim Essen vergisst man Laktase aber auch manchmal. Während der Mahlzeit können Sie noch nachhelfen – nehmen Sie zur Not eine höhere Dosierung und ein großes Glas Wasser dazu. Nehmen Sie Laktase nicht nach der Mahlzeit. Danach ist leider ein Bauchtee als Linderung besser.

Auch wenn es nicht schmeckt: kauen Sie Tabletten mit Sofortwirkung. Depot-Laktase-Tabletten dürfen Sie nicht kauen. Nehmen Sie sie dennoch mit den ersten Bissen. Es ist besser, Laktase Tabletten nicht im Ganzen zu nehmen – denn dann brauchen sie Zeit, um zu zerfallen. Diese Zeit fehlt Ihnen. Depot-Laktase ist hier eine Ausnahme – ich halte davon weniger.

Die Einnahme von Laktase Kapseln

Kapseln sollten Sie öffnen und über esswarmes Essen streuen und mit den ersten Bissen den Inhalt mitessen. Laktase in Kapselform oder Pulverform sollte nie direkt in den Mund gegeben werden. So praktisch es wirkt: bei allen feinen Lebensmittelpulvern riskieren Sie mit der direkten Einnahme Atemprobleme und Allergien, wenn Sie doch versehentlich einatmen – egal ob Laktase oder Mehl.

Auf diese Weise dosieren Sie Laktase

Dosieren Sie Laktase pauschal.

Laut den europäischen Sachverständigen reichen für alle Mahlzeiten bei der Mehrzahl der Betroffenen 4500 Einheiten. Schon diese kleine Dosis wirkt bei der Mehrzahl gut und macht so gute Arbeit wie höhere Dosierungen. Das liegt an der besonderen Beschaffenheit der Enzyme wie Laktase.

Dosieren Sie Laktase nicht nach dem Gehalt an Laktose.

Sie brauchen keine Laktosegehaltstabellen. Im Reagenzglas im Labor lässt sich eine optimale Dosis errechnen. Doch Ihr Bauch und Ihre Seele sind kein Reagenzglas und die Wenigsten sind Mathegenies. Die Dosierempfehlung der EFSA mit 4500 FCC pauschal erleichtert Ihr Leben – tabellenfrei.

Verzichten Sie auf extreme Dosierungen.

Durch Werbung halten wir heute 5000 FCC für eine schwache Dosis. In den 00er-Jahren waren jedoch 3300 FCC, 2500 FCC, 1000 FCC oder sogar weniger die „normale“ Dosis. Heute werden 15 000 FCC oder mehr verkauft. Sie wirken nicht besser als 5000 FCC. Im Zweifel werden Betroffene mit schweren Symptomen damit nur verunsichert, weil Ihnen ein Mehrbedarf suggeriert wird.

Wenn Sie zu Beginn noch sehr sensitiv auf Laktose reagieren:

Wenn Sie bisher deutlich mehr Laktase brauchen und sehr sensitiv auf Laktose reagieren, können Sie mit Ihrer bekannten Dosis einsteigen um Vertrauen zu gewinnen. Es spricht körperlich nichts dagegen, mehr Laktase zu nehmen. Wir kommen gleich auf Fälle, in denen es sinnvoll ist. Oft genug ist es aber möglich, die Dosis achtsam und in kleinen Schritten zu senken – über Wochen oder Monate.. Mehr kostet oft mehr und Laktase sollte nur eine Unterstützung sein. Unsere Besteller starten oft mit 2 Millis (2 mal 5000 FCC) statt nur Einem und können über einige Wochen und Monate weniger nehmen. Der Körper lernt, sich selbst zu helfen.

Ausnahme Eins: Nehmen Sie die zwei- oder dreifache Dosis bei eisgekühlten Speisen.

Es gilt nur für kalte/eiskalte Speisen – Eis, Milchshakes, Eiskaffee etwa. Kälte verlangsamt die Wirkung und wir essen diese Produkte oft schnell.

Ausnahme Zwei: Mehr-Gänge-Menüs.

Nehmen Sie bei mehreren Gängen zu jeder Mahlzeit eine Dosis. Das scheint dem Vorangegangenen zu widersprechen. Doch die Wenigsten von uns essen jeden Tag ein Drei-Gänge-Menü. Statt den Abend damit zu verbringen zu rätseln, wann ein Gang eine eigene Mahlzeit wird, genießen Sie den besonderen Anlass.

Ausnahme Drei: Wenn Sie noch wenig Erfahrung haben

Haben Sie keine Sorge, wenn Sie Laktase nehmen und sich unsicher sind, ob überhaupt Milch enthalten ist. Wir raten zum Verzicht auf Laktase, weil es auf die Dauer viel kostet, nicht weil es Ihnen schaden würde. Wenn Sie sich unsicher sind, ob Milch enthalten ist, können Sie Laktase gelegentlich auf Verdacht nehmen. Wir alle mussten erst einmal etwas lernen und ein Auge dafür entwickeln. Haben Sie Nachsicht mit sich.

Wenn diese Beschwerden auftreten, müssen Sie zum Arzt

Die Mehrheit von uns sollte über die Zeit Laktase in einer moderaten Dosierung und nur bei großen Mahlzeiten brauchen. Konsultieren Sie einen Arzt bei Beschwerden nach Mahlzeiten ohne oder mit wenig Laktosegehalt oder bei ungewöhnlichen Beschwerden.

In über 10 Jahren haben wir oft den Fall, dass Betroffene schlimme Symptome haben, obwohl keine oder sehr wenig Laktose im Essen war. Laktase wirkt dann nicht. Meist quälen sie sich lange, weil Sie denken, Laktose sei die Ursache der Beschwerden. Doch es gibt viele andere Ursachen, die zeitgleich Sorgen bereiten.

Symptome wie beispielsweise Blut/Schleim im Stuhl, starke Schmerzen, Stuhlverfärbung oder Fieber entstehen nicht durch Laktose. Bitte sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber offen – nur so geht es Ihnen bald besser und Sie leiden nicht Jahre, manchmal Jahrzehnte oder riskieren schwere Krankheiten.

Laktase in besonderen Situationen

Laktase, wenn Sie schwanger sind

In der Schwangerschaft können Sie Laktase nehmen – müssen es aber oft nicht. Wenn Sie Mama werden (herzlichen Glückwunsch!) können Sie weiter ohne Sorge Laktase nehmen. Sie wird nicht aufgenommen und wirkt weder auf Ihren Körper noch auf Ihr Kleines. Oft werden Sie aber merken, dass Sie gar keine Laktase brauchen. Unsere Mamas bei der Laktasekampagne haben berichtet, dass Sie Laktose in der Schwangerschaft meist gut vertragen haben.

Bei Kleinkindern und Jugendlichen

Die Einnahme bei den Kleinen ist in Ordnung. Laktase kann auch bei Kindern und den Größeren im Jugendalter genommen werden. Die Dosierung sollten Sie gleich lassen bei 5000 FCC. Bitte bedenken Sie aber: Je jünger das Kind, desto mehr Laktose verträgt es in der Regel, selbst mit Laktoseintoleranz. Das zu erhalten ist wichtig und eine Ernährungsumstellung oder die Gabe von Laktase zu jeder Mahlzeit sollte nicht nötig sein. Treten die Symptome bei Babys auf, sollten Sie sich unbedingt mit Ihrem Arzt oder Ihrer Hebamme beraten, bevor Sie die Ernährung umstellen.

Histaminintoleranz und Laktase

Die Einnahme bei Histaminintoleranz (HIT) ist in der Regel kein Problem. Laktase wird zwar durch Fermentieren gewonnen, was Lebensmittel bei HIT problematisch macht. Die Fermentation findet jedoch nicht mit den Organismen statt, die oft für biogene Amine verantwortlich gemacht werden – Bakterien, etwa Lactobakterien in Lebensmitteln. Laktase wird zudem sehr stark konzentriert und gereinigt. Am Ende enthält sie das pure Enzym und etwas Maltodextrin oder eine andere Umhüllung. Unsere Bestellerinnen und Besteller mit HIT berichten keine Probleme.

Wenn Sie keinen Magen mehr haben

Wenn bei Ihnen der Magen entfernt werden musste, kann es sein, dass Laktase nicht richtig wirkt. Je nach Ernährung, die mit Ihrem Arzt besprochen ist, können Sie jedoch Laktasetropfen nutzen, die manchmal noch angeboten werden. Diese Tropfen sind eigentlich für laktosefreie Milchprodukte gedacht, wirken aber auch in Ihrem Fall aus unserer Erfahrung, da die Magensäure weggefallen ist.

Das ist bei der Lagerung von Laktase zu beachten

Bewährt hat sich, eine Laktasereserve daheim gut aufzubewahren und den Bedarf von einigen Tagen oder Wochen mitzunehmen. So macht es, wenn die Bedingungen unterwegs mal nicht ganz so gut sind, keinen starken Unterschied. Die Laktase wird ohnehin bald genommen. Das ist vor allem im Sommer wichtig.

Laktase darf nicht stark erhitzt werden. Schwarze Taschen in der Sonne, Autos, Urlaube in heißen Regionen oder manche Extremsommertage können der Laktase schaden. Versuchen Sie im Sommer so gut es geht auf Ihre Laktase für unterwegs acht zu geben. Während man unseren Millis ansieht, wenn sie stark erhitzt wurden, sind Laktase Tabletten da eher unscheinbar und Sie merken den Verlust im Zweifel erst bei einem Eis. Haben Sie daher Obacht im Hochsommer und nehmen sie eher weniger Laktase unterwegs, falls es doch mal schiefgeht.

Achten Sie daheim auf eine Lagerung bei zumindest unter 30 Grad, besser 25 oder weniger. Wenn Laktase dann mal in den Kühlschrank muss, verschließen Sie sie gut, um zu verhindern, dass sie Feuchte zieht. Geben Sie acht, dass im Gefäß kein Wasser kondensiert. Ein Trick kann sein, etwas Reis hinzuzugeben, wie man es bei Salz auch macht.

Laktase im Urlaub

Unsere Millis, die handgemachten Laktase-Dragées, die wir in Leipzig herstellen, haben schon Wüsten durchreist. Hier sollten Sie Laktase stets beim Essen kühl lagern. Hilfreich sind bei längeren Touren Kühltaschen, die für Diabetiker gemacht werden, um Insulin kalt zu halten. Ich selbst habe nach dem Tipp einer Bestellerin eine Kühltasche im Gebrauch, die durch Wasser aufgefrischt wird. Wichtig ist nur, Ihre Laktase gut verschlossen darin zu lagern. Dann klappt es auch in der Ferne gut mit dem Naschen :).


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