Die Dosierung von Laktase Tabletten – nehmen Sie zuviel?
Martin Lipsdorf stellt seit 2011 Laktasepräparate von Hand in Leipzig her und teilt seine Erfahrungen auf diesem Blog mit Menschen, die keine Milch vertragen.
Kurzfassung – alle Fakten auf einen Blick
(klicken Sie hier für detailliertere Langfassung):Laktase-Tabletten helfen Menschen mit Laktoseintoleranz, Milchprodukte zu verdauen. In den letzten Jahren sind immer stärkere Präparate auf den Markt gekommen.
Diese werden oft mit einer höheren Sicherheit beworben. Mehr als 4500 FCC Einheiten sind jedoch wissenschaftlich nicht belegt.
Die empfohlene Dosierung anhand des Laktosegehalts, die oft mit 1000 FCC pro 5g Laktose empfohlen wird, ist veraltet und entspricht nicht der aktuellen Studienlage.
Laktase-Tabletten: Das zeigt die Forschung
Eine Studie zeigte, dass 5000 FCC Laktase den Wasserstoffgehalt im Atem um 75 % senkt [1]. Der Wasserstoffgehalt wird als Maßstab für die Menge an Laktose genutzt, die unverdaut im Darm ankommt. 8000 FCC senkte den Wasserstoffgehalt nur um 87 %.
Der Unterschied war nicht so groß, dass er mehr als zufällig ist.
Die Menge an Laktose war dabei mit 25g so hoch, dass sie nahezu den gesamten Alltag von Betroffenen der Laktoseintoleranz abgedeckt. 25g entsprechen in etwa einem halben Kilo Milchprodukt und werden eher selten verzehrt.
Dennoch reichten 4500 FCC aus und können deshalb für die absolute Mehrzahl der Betroffenen pauschal genutzt werden.
Die Menge, die man braucht, hängt so nicht mehr davon ab, wieviel Laktose im Essen ist. Es braucht deshalb keine Tabelle zur Laktase Dosierung, die Lebensmittel auflistet. Das mühsame Rechnen anhand von Laktose-Gehaltstabellen entfällt.
Auch die Europäische Lebensmittelbehörde empfiehlt etwa 4500 FCC (Food Chemical Codex Einheiten) [2].
Diese Menge ist laut EFSA ausreichend, um der absoluten Mehrzahl der Betroffenen bei einer moderaten Menge gut zu helfen.
Unmoderat: Wieviel Laktase für 1 Liter Milch? Oder einem Kilo Quark?
Manche Betroffene versuchen, die Dosierung von Laktase an 100g Milchprodukt oder 1 Liter Milch festzumachen und dann auf die Mahlzeit herunterzurechnen.
Die Dosierung von Laktase muss nicht auf den Liter gerechnet und dann auf die Einahmemenge runtergerechnet werden.
Sie ist pauschal mit 4500 FCC-Einheiten pro Mahlzeit möglich und bis zu 500 ml Milch oder etwa 500 g Quark gut belegt.
Wenn Sie aber, etwa aus sportlichen Gründen, wirklich so große Mengen zu sich nehmen wollen, überlegen Sie, ob sie die Menge nicht über den Tag verteilen, um Beschwerden zu verhindern.
Ist das nicht möglich, erhöhen Sie die Dosierung besser auf 9000 FCC zum Test und gehen, wenn die Symptome ausbleiben, auf 4500 FCC wie empfohlen herunter.
Können Laktase-Tabletten überdosiert werden?
Nein, das Enzym Laktase ist nicht giftig. Zuviel zu nehmen, kann aber unnötig sein. Die reine Stärke der Tabletten in F.C.C. gibt zudem keine Auskunft darüber, wie gut die Laktase wirkt.
Fazit
Für die meisten Menschen mit Laktoseintoleranz ist eine Dosierung von 5000 FCC pro Mahlzeit ausreichend.
Beachten Sie dafür die nachfolgenden Tipps:
Tipps für die Einnahme von Laktase-Tabletten
- Nehmen Sie Laktase immer direkt ein, wenn sie laktosehaltige Speisen essen, und zerkauen Sie die Tabletten oder nutzen Sie Kautabletten wie unsere Millis
- Nehmen Sie immer erst ein paar Bissen vor der Einnahme oder trinken Sie vorher etwas. Niemals auf nüchternen Magen.
- Wenn Sie lange laktoefrei/vegan gelebt haben, können Sie mehr Laktase nehmen. Ihr Körper gewöhnt sich durch die langsame und achtsame Wiedereingliederung laktosehaltiger Speisen an Laktose. Dann können Sie die Dosierung senken. Auch ein Verzicht auf Laktase bei kleinen Mengen laktosehaltiger Speisen ist dann wieder möglich.
- Wenn Sie nach der Einnahme immer noch von unangenehmen Symptomen heimgesucht werden, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Das gilt besonders dann, wenn die Beschwerden trotz Tablette unmittelbar nach dem Essen auftreten oder wenn Ihr Stuhl in Farbe oder Konsistenz auffällig ist. Unverdaute Laktose löst Beschwerden dieser Form nicht aus und sie benötigen ärztlichen Rat.
Die Dosierung von Laktase Tabletten – nehmen Sie zuviel? – Langfassung:
In diesem Artikel erfahren Sie, warum es verschiedene Empfehlungen zur Einnahme der Laktase-Tabletten gibt und ich versuche Ihnen ans Herz zu legen, dass Sie eventuell mit deutlich weniger Laktase zurechtkommen.
Das gesparte Geld ist gut in eine Leckerei oder einfach in eine Freude für Freunde investiert.
Diesen langen Artikel bieten wir, als Alternative zum langen Lesen, auch zum Anhören und Lauschen barrierefrei an.
Seit 2 Jahren gibt es immer stärkere Laktase-Tabletten
Seit ungefähr zwei Jahren stellen wir fest, dass sich bei Laktoseintoleranz eine Neigung zur Überdosierung breitmacht – wir Laktoseintoleranten haben auch bei Laktasetabletten die Möglichkeit das 3 Fache des wohl nötigen einzunehmen.
Die Gründe dürften die gleichen sein, die schon extreme Stärken von Vitaminen in Pillen gezaubert haben:
Der Konsument – das sind immerhin die 10 % Käufer mit Laktoseintoleranz – nimmt lieber etwas mehr, ist lieber etwas sicherer, kauft lieber die Laktasetabletten mit mehr Wirkstoff für weniger Geld im praktischen Klickspender.
„Hier ist ja viel mehr drin – wenn man das durchrechnet ist die Tablette ja günstiger!“ – trifft ins Schwarze, denn industriell dürfte gerade dort der Hauptgrund dafür liegen, nun auch Präparate mit hohen FCC und extra hohen FCC-Stärken anzubieten.
Während die Rohstoffkosten für Laktase für Großabnehmer meist recht niedrig sind (Großabnehmer, das werden wir bei der Laktasekampagne wohl nie), kostet jede Tablette pro Stück jeweils einen gewissen, kaum verbesserbaren Betrag in hoher Stückzahl plus Klickspender.
Wie können weniger Tabletten gepresst werden? Indem mehr Wirkstoff in ein und dieselbe Tablette gegeben wird.
Die Kosten verteilen sich schöner – einen Teil davon kann das Unternehmen an den Kunden weitergeben.
In den fast 10 Jahren Laktasekampagne habe ich einige Dosierungsveränderungen erlebt.
Aus den 90ern kamen die 1000er. Wirkungsarme Biesterchen, die oft genug auch noch teuer waren.
Dann langsam kamen 3500 bis 6000er Tabletten in Klickspendern auf, weil man anerkennen musste, dass Laktase eben im Magen doch nicht so unbehelligt arbeiten kann, wie sie es im Labor tut.
Säure, eiweißspaltende Enzyme und die oft langsame Löslichkeit mancher Präparate im Magen forderten die 3-5 Fache Enzymstärke in FCC – und hier geschah uns und auch anderen wohl ein Fehler:
Als sich vor einigen Jahren langsam die Dosierempfehlungen von 1000 FCC (bei uns damals 2500 FCC) auf 3500–5000 FCC-Laktase anhob, blieb ein blinder Passagier im Gepäck, der unbedacht aus den 90ern mitgekommen war.
Damals hatte man im Labor die Dosierung so bestimmt: wie viel Milchzucker (Laktose) wird durch wie viel Laktase-Enzym in einer realistischen Zeit gespalten?
Und es wurden 1000 FCC pro rund 5g Milchzucker festgelegt.
Als vor einigen Jahren die Dosiermengen für „echte Menschen“ mit Milch und im Magen (also keine Laborgläser) angehoben wurden, schlich sich das „pro rund 5g Laktosemenge“ einfach mit ein.
Die Empfehlung auf den Präparaten bei einigen Herstellern und auch bei uns waren dann einfach:
3000-5000 FCC-Einheiten pro rund 5g Laktose
Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht und auch sehr sensitive Laktoseintolerante kommen mit dieser Menge Enzym gut und beschwerdefrei durch Ihr laktoseintolerantes Leben.
Als in den letzten zwei Jahren aber immer mehr Tabletten herauskamen, die mit besonderer Sicherheit durch besonders hohe Enzymstärken warben (10 000 FCC – 20 000 FCC-Einheiten) wurde ich stutzig.
Laktase ist auch in dieser Menge nicht schädlich, aber hilft es?
Ich wollte herausfinden, welche Stärke des Laktase-Enzyms sich anhand der wissenschaftlichen Literatur nahelegen und fand ein Ergebnis.
Dieses Ergebnis hat meine Dosierempfehlung an Betroffene verändert.
Nach unten, auch wenn es „unseren Umsätzen“ schadet.
Laktosemenge und Laktase – fragen wir den Wasserstoff
Nehmen wir Laktoseintolerante Milchzucker zu uns und gelangt sie ungespalten in den Darm, dann verdauen die Darmbakterien sie und machen daraus verschiedene Stoffe – darunter Gase wie Wasserstoff.
Diese werden zu einem Teil über die Lunge ausgeatmet.
Dieser sogenannte Atemtest wird bis heute recht verlässlich als Diagnoseinstrument genutzt und hilft abzuschätzen, wie stark der Darm mit der Laktose noch zu kämpfen hat.
Je geringer der Wasserstoff, in ppm (Anteile pro Million, englisch: parts per million) desto weniger Laktose erreicht den Darm und desto weniger Beschwerden entstehen.
Das Ziel ist hier übrigens nicht zwingend ein Nullwert – auch bei Toleranten wird die körpereigene Laktase nicht immer der ganzen Laktose Herr und es gelangen gewisse Mengen davon in den Dickdarm.
Bei uns Betroffenen aber ist es schlichtweg zu viel Laktose.
Geben wir Betroffenen eine Lösung mit Milchzucker ganz ohne Laktase, schnellt der Wasserstoff in die Höhe und es entstehen Beschwerden im Darm.
Geben wir Ihnen dazu Laktase, bleibt er niedrig – aber wie verhält sich die Stärke der Laktase zum Wasserstoff?
Daran müsste sich herausfinden lassen, welche Dosierung in einer Tablette sinnvoll ist.
Hypothese 1 (das scheint die Hypothese der Hochdosispräparate zu sein):
Je mehr Laktase-Enzym, desto weniger Wasserstoff, und zwar idealerweise linear. Linear bedeutet, dass es einen festen Dosiszusammenhang gibt.
Würden Sie demnach Präparate mit 1000 FCC-Einheiten einnehmen, würde der Wasserstoffgehalt in ppm um 2 Punkte sinken.
Präparate mit 2000 Laktase-FCC senken ihn dann um 4 und bei Laktasetabletten mit stolzen 10 000 FCC-Einheiten dürften dann keine Wasserstoffteilchen mehr nachweisbar sein.
Würde dieses Verhältnis stimmen, dann würde es absolut sinnvoll sein sehr starke Laktasetabletten zu nehmen. Das Problem?
Es stimmt so leider nicht.
Untersucht man, wie Laktoseintolerante auf verschiedene Laktase-Enzyme reagieren, findet sich ein anderer Zusammenhang.
Nehmen Betroffene keine Laktase-Präparate, dann schnellt die Wasserstoffatemgasmenge in die Höhe.
Gibt man Ihnen dagegen eine niedrige Dosis Laktase-Enzym (rund 5000 FCC), sinkt sie um zumindest 75 %.
Gibt man rund 8000 FCC sinkt, die Atemgasmenge verglichen zum Ausgangswert aber nur um 87 %.
Was zunächst zumindest noch wie ein recht wichtiger Zusatznutzen aussieht, erweist sich beispielsweise nach Portincasa et al., die Ihre Analyse in Ihrem Artikel „Beneficial effects of oral tilactase on patients with hypolactasia“ veröffentlicht haben, als wenig belastbar.
Der Unterschied zwischen der hohen Dosierung und der niedrigen Dosierung erreicht keine statistische Signifikanz.
Das heißt, es ist wissenschaftlich nicht zulässig zu behaupten, dass eine höhere Einnahme Laktase-Enzym besser wirkt als die Niedrige.
Es ist wichtig, das zu betonen: Die statistischen Daten erlauben es nicht die Aussage zu treffen, dass mehr FCC des Enzyms besser helfen – gleich wie plausibel es erscheint und wie hoch der Unterschied zwischen 75 % und 87 % wirkt.
Es ist nicht auszuschließen, dass es einfach Messfehler in der Atemgasuntersuchung sind und um das herauszufinden, werden Signifikanzen berechnet.
Im Moment gibt es also keinen wissenschaftlichen Hinweis darauf, dass eine hohe Stärke bei der Einnahme von Laktase besser wirkt als eine normale.
Anm: Ich weiß, dass für viele von uns Statistiken immer etwas Halbseidenes haben. Hier aber fragen nicht irgendwelche Menschen in der Fußgängerzone Passanten nach Ihrer Meinung und errechnen daraus in voller Ignoranz statistische Kennwerte – die um sich schlagen würden, wenn sie könnten. Es werden Daten nach festen Verfahren gemessen und nach ebenso festen Verfahren berechnet.Anm. 2: Danke an Dr. Piontek von der Uni Leipzig dafür, dass er mich Jahre durch Statistikkurse geschleppt hat – es taugt doch!
Die Sache mit dem „pro 5g Laktose“
Im letzten Absatz haben wir zeigen können, dass eine normale Dosierung den größten Teil der Wirkung von Laktasetabletten erreicht und dass es aktuell keine Hinweise darauf gibt, dass mehr zu nehmen wirklich mehr bewirkt.
Es kommt aber noch etwas härter:
Den Betroffenen wurden nicht etwa 5g Milchzucker mit der niedrigen und der hohen FCC-Dosis gegeben, sondern eine Lösung mit deinem Laktosegehalt von stolzen 25g – also hohe Mengen Lactose.
Auch die EFSA, die Behörde, die Laktase europaweit geprüft und zugelassen hat, empfiehlt nach Prüfung der wissenschaftlichen Sachlage 4500 FCC pro Mahlzeit unabhängig vom Laktosegehalt – was hat das zu bedeuten?
Der folgende Absatz ist für mich etwas kniffelig – ich muss Ihnen einen Zusammenhang beschreiben, den ich durch anhand eines Reviewartikels [3] über die physiologische Toleranzgrenze für Laktose bei einer Intoleranz herausgearbeitet habe.
Reviewartikel fassen mehrere Studien zusammen und in diesem Fall sind es 21 seit den 70ern.
Ich ahne aber, dass das Ergebnis trotz der klaren Wissenschaftslage skeptisch werden lässt.
Diese Skepsis hat Ihre Gründe – uns wird bei Laktoseintoleranz seit Jahren suggeriert, dass nur laktosefreie Produkte für uns eine Lösung seien oder uns drohen Beschwerden.
Eine manchmal selbsterfüllende Prophezeiung. Prüft man dagegen die Wissenschaftsliteratur, löst sich diese Behauptung in Werbung auf – keine der 21 Untersuchung seit über 40 Jahren findet nachweisbare Probleme kleiner Mengen Milch.
Dabei haben sich die Wissenschaftler wirklich bemüht!
Laktoseintolerante sind der Laktose nicht schutzlos ausgeliefert.
Wir wissen heute, dass die alte Erklärung der Laktose, die unverdaut im Darm rumschwimmt, eher unsinnig ist.
Der Darm ist dank der mikrobiellen Laktase auch bei einer Laktoseintoleranz wunderbar in der Lage Laktose zu spalten und tut das auch.
Die Probleme scheinen zu entstehen, wenn zu hohe Mengen Lactose auf einmal verstoffwechselt werden und so viele Endprodukte entstehen, dass sie nicht mehr aufgenommen und verarbeitet werden können. Entscheidend ist weniger die tägliche Verzehrmenge insgesamt, sondern die Einnahme pro Mahlzeit.
Nicht alle Endprodukte der Laktoseverstoffwechslung sind „böse“, Milchsäure oder Fettsäuren können sehr nützlich für den Darm sein.
Nur zu viel Laktose auf einmal, das ist ein Problem!
Die Studien hatten sich nun der Frage angenommen, wie viel Laktose eigentlich zu viel ist – wann wird die Verdauung von Milchzucker überlastet?
Sie kommen (immerhin 21 Studien!) zu dem Schluss, dass erst 12g Laktose bei der Mehrzahl der Betroffenen die körpereigene Dickdarmflora überlasten und zu Beschwerden führen, die sich wirklich auf die Laktose zurückführen lassen.
Unterhalb dieser Grenze gab es keinen Unterschied zwischen Placebo (laktosefreie Milch) oder normaler Milch – und keinen zwischen Probanden mit Laktoseintoleranz und Probanden, die Laktose vertragen konnten.
Erfahrungsgemäß ist das für Betroffene schwer zu glauben und ich versuche in einem getrennten Artikel, diese Werte zu bekräftigen.
Vielleicht reicht es aber hier für Sie mitzunehmen, dass es scheinbar (wenn Sie der Literatur und mir noch nicht ganz glauben) darauf ankommt, dass die Menge Laktose pro Einnahme mit einer Mahlzeit auf ein verträgliches Maß gesenkt wird.
Mit weniger Laktose scheint ein gesunder Darm zurechtzukommen – nur zu viel darf es nicht sein. Das körpereigene Enzym Laktase mag zwar nicht mehr aktiv sein, doch die Laktase der Mikroorganismen im Darm kann dennoch helfen Symptome zu vermeiden.
Es ist also zumindest annehmbar, auch wenn man skeptisch gegenüber 21 Studien sein mag, dass es eine gewisse Laktosemenge für die Mehrzahl der Laktoseintoleranten gibt, die kein Problem verursacht.
Es ist demnach gar nicht nötig und vielleicht auch für die Dickdarmflora nicht erstrebenswert, die komplette Laktose mit Tabletten aufzuspalten.
Die Behauptung, Laktose sei komplett und in kleinsten Mengen zu meiden, konnte wissenschaftlich seit den 1970er schlicht nicht bestätigt werden.
Und es ist sehr unwahrscheinlich, dass selbst die körpereigene Lactase bei Laktosetoleranten so perfekt funktioniert.
Fazit:
Es gibt meiner Ansicht nach berechtigten Anlass daran zu zweifeln, dass wir Laktosetabellen und die exakte Berechnung der Laktase-Menge auf den Laktosegehalt benötigen. So wenig wird es nötig sein, ganz auf laktosefrei zu wechseln und eine abwechslungsreiche Ernährung mit Milch dort einzuschränken, wo sie uns eben Freude macht.
Wichtiger scheint es zu sein, dass wir die körpereigenen Aufnahmegrenzen für die Laktose nicht überstrapazieren – und genau das tut Laktase.
Wenn Studien also rund 5000 FCC auf stolze 25g geben, dann erreichen sie damit (nachweisbar durch den Wasserstoffgehalt) eine Reduzierung der Laktose so weit, dass die Darmflora vielleicht gut damit zurechtkommt.
Wenn dann eine höhere Dosierung von bis zu rund 8000 Laktase-FCC bei 25g keinen Unterschied gibt, müssen wir uns fragen, warum wir überhaupt je davon ausgegangen sind, dass wir die Laktasemenge auf den Laktosegehalt hin berechnen müssen.
Meine Vermutung ist, dass wir uns zu lange an die Laborglasergebnisse der 90er geklammert haben.
Wir haben zu lange an einem festen Verhältnis von Laktose zu Laktase im Reagenzglas festgehalten und zu spät (da sehe ich mich in der Verantwortung) Studien am Menschen berücksichtigt.
Wir empfehlen unseren Bestellern mittlerweile die niedrigere Dosierung zu probieren und möchten gemeinsam mit Ihnen herausfinden, ob das vielleicht ausreicht.
Seit der ersten Fassung dieses Artikels sind Jahre vergangen und ich kann sagen: Oft reicht es!
Was heißt das für Sie & Ihre Laktase-Tabletten?
Für Sie kann das ganz konkret bedeuten, dass die Dosierempfehlung von 3500 bis 5000 FCC pro 5g Laktose nur dann nötig sein könnte, wenn Sie extrem sensitiv auf Laktose reagieren.
Die absolute Mehrzahl von uns dürfte auf diesem Weg extrem sicher, fast zu sicher dosieren – höhere Tablettenstärken wie etwa 10 000, 15 000 oder 20 000 FCC halte ich persönlich für ein unnötiges Spiel mit Ihrer Unsicherheit.
Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass sie Sie Ihnen auch nur ein klein wenig besser helfen als 5000 FCC.
Im Gegenteil, die absolute Mehrzahl der Laktoseintoleranten könnte eine immense Freiheit dadurch gewinnen, dass der ganze Ärger der „exakten Berechnung“ des Laktosegehalts entfällt – ohne Beschwerden.
Pauschal 4500 FCC Laktase, so wie es auch die EFSA europaweit rät, das scheint für die Mehrzahl pro Milchmahlzeit auszureichen.
Kein Rätseln mehr über den Laktosegehalt in 100g Portionen, kein Zweifel mehr, ob es vielleicht doch 150g waren – und kein über die Gebühr häufiges Kaufen von Tabletten mehr.
Es lohnt sich aus meiner Sicht für Sie, diesen pauschalen, aber wissenschaftlich gut hinterlegten Weg zumindest zu probieren und weniger Laktase zu verwenden.
Dazu will ich Sie – als Mensch der mit dem Enzym seine Brötchen verdient – sehr ermutigen.
Die Dosierempfehlung für normale Portionsgrößen lautet: l´+Pro Milchmahlzeit ein Milli. Und dann?
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wie der Volksmund sagt: Einfach genießen :).
[1] Portincasa, P., et al. „Beneficial effects of oral tilactase on patients with hypolactasia.“ European journal of clinical investigation 38.11 (2008): 835-844.
[2] EFSA Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies (NDA); Scientific Opinion on the substantiation of health claims related to lactase enzyme and breaking down lactose (ID 1697, 1818) pursuant to Article 13(1) of Regulation (EC) No 1924/2006 on request from the European Commission. EFSA Journal 2009; 7(9):1236. [13 pp.]. doi:10.2903/j.efsa.2009.1236
[3] Savaiano, D. A., Boushey, C. J., & McCabe, G. P. (2006). Lactose intolerance symptoms assessed by meta-analysis: a grain of truth that leads to exaggeration. The Journal of nutrition, 136(4), 1107-1113.